Starke Partnerschaft: Lebenslänglich für Mensch und Baum

Es muss nicht immer eine große Eiche sein! Für kleinere Hausbäume ist auch im Vorgarten noch genügend Platz. Foto: CMA
Im Idealfall währt die Freundschaft zwischen Mensch und Baum mehrere Generationen lang. In ländlichen Gegenden steht oft schon der Kinderwagen im Schatten eines Baumes, den die Urgroßeltern gepflanzt haben. Das Rauschen seiner Blätter begleitet die ersten Erfahrungen im Leben der Kinder. Später, wenn sie laufen können und die Welt entdecken, laden dicke Äste zum Klettern ein.
Welch ein Vergnügen, wenn die Erwachsenen rufen und nicht merken, dass man im dichten Laub über ihren Köpfen verborgen sitzt. Das sommerliche Ritual des nachmittäglichen Kaffeetrinkens im Schatten des Baumes, die faulen Nachmittage auf dem Liegestuhl, wenn rings um den Baum herum die Sonne vom Himmel brennt, oder das Schauspiel der schwarzen Zweige vor trübem Winterhimmel all das prägt sich tief ins menschliche Gedächtnis ein.
Bäume in unmittelbarer Nachbarschaft bekommen für die Menschen oft eine besondere Bedeutung. Man lebt mit ihnen und entwickelt zu ihnen eine innige Beziehung: Man genießt ihren frischen Duft im Frühjahr, sieht das flirrende Sonnenlicht, das durch ihre Blätter dringt, man hört die Vögel zwitschern und beobachtet ihre Herbstfärbung. Als nützliche Helfer liefern die Bäume Früchte und Nüsse, Grundstoffe für Medizin und den Haushalt, Holz und Futter fürs Vieh. In früheren Generationen wurden sie daher mit großer Sorgfalt ausgewählt: Ihr Nutzwert und die ihnen nachgesagten Kräfte spielten eine wichtige Rolle.
Um alte niedersächsische Gehöfte herum findet man zum Beispiel noch heute Eichen als Zeichen der Stärke und der Standhaftigkeit. Ähnliches gilt für die Rotbuchen, die in der Eifel zu mächtigen Hecken gezogen seit Generationen vor kalten Winden schützen. Eichen wie Buchen liefern nahrhafte bzw. ölhaltige Früchte und besitzen besonders hartes Holz zum Bauen und Fertigen von Geräten. Im Süden überragen häufig mächtige Walnussbäume alte Häuser. Sie spenden nicht nur Nüsse in Hülle und Fülle, sie halten im Sommer auch lästige Insekten fern. Linden wurden früher in allen Regionen als Hausapotheke und Honiglieferant geschätzt. Ihr süßer Duft während der Blütezeit betörte Jung und Alt. Allgegenwärtig sind auch heute noch alte Apfel-, Birn- und Kirschbäume. Ihre Blütenpracht bildet den Höhepunkt des Frühjahrs, auf den die süßen Früchte im Sommer bzw. im Herbst folgen.
Viele der Bäume wurden nach altem Brauch bei der Geburt eines Kindes gepflanzt: Eiche oder Apfelbaum für die Jungen, Linde, Erle, Birn- oder Nussbaum für die Mädchen. Gemeinsam wuchsen Kind und Baum heran. War das Kind erwachsen, hatte auch der Baum eine stattliche Größe erreicht. Langlebige Bäume wie Eiche und Linde überlebten häufig ihren Menschen und erinnerten noch spätere Generationen an denjenigen, als dessen Lebensbaum sie einst gepflanzt wurden.
Heute reicht leider in den meisten Gärten der Platz für derart mächtige Generationenbäume nicht mehr aus. Auf die Freundschaft mit einem eigenen Baum muss man trotzdem nicht verzichten. Der Garten mag noch so klein sein, Platz für einen Hausbaum findet sich immer. Eine Möglichkeit besteht darin, kleinkronige Bäume zu wählen, die vor der Hauswand nur wenig Platz beanspruchen. Kugelahorn (Acer platanoides 'Globosus'), die Kugelige Zwergkirsche (Prunus fruticosa 'Globosa'), die Kugelrobinie (Robinia pseudoacacia 'Umbraculifera') oder der Zwerg-Trompetenbaum (Catalpa bignonioides 'Nana') mit seiner geschlossenen runden Form sind nur einige Vertreter aus dieser Gruppe. Geschickt neben die Terrasse gepflanzt, ermöglichen auch kleine Kronen sowohl Sonnen- und als auch Schattenpartien. Der Blick aus dem Haus geht ungehindert unter der Baumkrone hindurch und auch der Laubfall hält sich bei den kleinkronigen Vertretern in Grenzen.
Wenn der Platz die Pflanzung eines größeren Baumes zulässt, sollten Tief- oder Herzwurzler gewählt werden. Ihre Wurzeln gehen in die Tiefe statt dicht unter der Oberfläche zu bleiben eine gute Nachricht für den gepflasterten Eingangsbereich. Geeignet sind zum Beispiel die Paulownie, der Taschentuchbaum (Davidia involucrata), der Rotahorn (Acer rubrum) oder Zierkirschen.
Lässt die Situation weder größere noch kleinkronige Bäume zu, bleibt immer noch die Möglichkeit, einen Spalierbaum ganz flach an der Hauswand zu ziehen oder dem Vorbild alter Bauernhäuser nachzueifern. Vor deren Front stehen oft ganze Reihen von Lindenbäumen. Gleichmäßig im Schnitt gehalten, bilden sie niedrige, kompakte Kronen oder flache Dächer, je nachdem, wie Fenster und Hauseingänge das verlangen. Haus und Baum bzw. Bäume verschmelzen so zu einer Einheit, die Jahrzehnte lang besteht. (Quelle: CMA)
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