Über Sinn und Unsinn von Haus-Bus-Systemen
Rasenmähen aus dem Bett
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Elektro
Können Sie sich noch an die TV-Werbung von E-on mit Götz George erinnern? Die, wo der private Schimansky seinen Freund auf dem Segelboot die Steuerung seiner Haustechnik vom Handy aus vorführt? Und wo dann die verblüffte Putzfrau vollautomatisch für immer im Wandbett verschwindet? Nein? Schade. Denn das demonstriert eigentlich hervorragend den nutzlosen Teil von Haus-Bus-Systemen.
Etwas einfacher ausgedrückt, ist so ein Haus-Bus-System ein Transportmittel. Ähnlich dem Fahrzeug, das uns Menschen morgens zur Schule oder zur Arbeit transportiert, befördert solch ein System Daten kreuz und quer durchs Haus. Und verknüpft so gleiche und ungleiche Informationen elektrisch gesteuerter Bestandteile eines Hauses miteinander. Diese Bestandteile sind vielfältig und reichen von Abfallsammler wie A bis Z wie Zitronenpresse. Auch wenn nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, welchen Sinn der Datenaustausch solcher Geräte ergeben könnte. Neben vielen Stilblüten (siehe Schimansky bei E-on) haben solche Systeme tatsächlich auch einen sinnvollen, praktischen Nutzen.
Sie bieten Lebenshilfe; Arbeitserleichterung und vor allem Komfort. Und sie sind im Kleinen auch häufig schon vorhanden. So ist die thermostatgesteuerte Heizungsanlage das erste Beispiel für einen bekannten, praktischen Nutzen.
Die Zusammenfassung von Fernseher, Videorecorder, Satelliten-und Stereo-Anlage über eine Fernbedienung das zweite. Und die wind- und lichtgesteuerte Jalousie ein drittes.
Sicherheitsdienstleistungen bieten schließlich Einbruchüberwachung und Präsenzmeldung. Und letztlich ist das Telefon mit integriertem Haustüröffner ebenso ein Beispiel für bereits vorhandene Hausbus-Intelligenz.
Wichtig für die Akzeptanz dieser neuen Techniken ist das Erkennen von persönlichem Nutzen für die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Die Frage Brauch ich das? stellt sich auch hier bei jeder Entscheidung über die Anschaffung und Installation. So gilt häufig der Einbau einer zentral gesteuerten Lichtanlage als praktische Hilfe für den behinderten Menschen. So braucht man sich nicht mühsam durch das ganze Haus zu quälen, um sicherzugehen, dass auch im letzten Kellerraum abends das Licht gelöscht wurde.
Und schon stellt sich die Frage nach der Definition von Behinderung. Auch ein simpler Beinbruch gehört schon in diese Kategorie. Und verändert den Komfortanspruch in nützliche Lebenshilfe. Dazu zählt sicherlich auch die Überwachung älterer oder bettlägriger Familienmitglieder. Ständiges Horchen oder Herumrennen kann schon zu echtem Stress ausarten. Die Haus-Bus-Anlage kann viele nutzlose Wege verhindern und dem betreuten Menschen das Gefühl einer gewissen Selbstständigkeit geben.
Sicher sind die Ritter im Mittelalter auch im Dunklen nur mit Hilfe einer Fackel durch die Burg gekommen. Aber sie haben sich manche Beule dabei geholt. Da ist der Komfort einer Gartenbeleuchtung kaum wegzudiskutieren. Kann man diese auch noch vom Haus aus schalten, ist das ein weiterer Weg in Richtung Haus-Bus-Anlage.
Ob die Überwachung des Kühlschrankinhalts mit Warnhinweisen bei der Rezeptauswahl für das Mittagessen zu den sinnvollen Einsatzbereichen gehört, wage ich zu bezweifeln. Und was nützt mir der direkte Zugriff vom Handy auf den Herd, wenn die Telekom keine Leitung frei hat. Dennoch zeigt VW die fahrbereite Studie eines Passat-Variant, der auf eine Distanz von bis zu hundert Metern mit seiner Garage kommunizieren kann und Daten transportiert, ohne das Telefonnetz zu benutzen. Über weite Entfernungen tauschen sich Haus und Fahrzeug über GPRS aus, das einmal Daten bis zu 170 kBit pro Sekunde übertragen soll (zum Vergleich: ein Handy der letzten Generation schafft gerade mal 9,6 kBit pro Sekunde). Damit kann ich dann von der Autobahn direkten Einfluss auf den Schongang der Waschmaschine nehmen. Aber auch sehen, dass das Bügeleisen brennt und die Feuerwehr rufen. Wenn das der Rauchmelder nicht schon längst selbst gemacht hat.
Übrigens sind die neuen Mobilfunktechnologien nicht ganz unwichtig für die großen Haus-Bus-Lösungen. Denn da muss man viele Daten von ganz weit her nach ganz weit hin transportieren. Und da hat das treue Handy schon seine Schwierigkeiten. Da sind GPRS, UMTS und andere gefragt.
Weithin bekannt ist mittlerweile das Zauberwort UMTS (Universal Mobile Telecomunications System) durch die Milliardenausgaben der Mobilfunk-Unternehmen, die Hans Eichels Kasse füllten. Dieser neue Mobilfunkstandard mit Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 2 Mbyte/sek, wird 30 mal schneller sein als das heutige ISDN. Allein das Wörtchen wird symbolisiert den gegenwärtigen Stand der Einführung, denn mit einer nutzbaren Umsetzung ist nicht innerhalb der nächsten 5 Jahre zu rechnen. Sollte der Standard denn mal funktionieren, können über ihn nicht nur Musik, Filme, Zeitung und Bücher im null Komma nix übertragen werden. Auch die Gartenansicht mit aktueller Schneehöhe ist auf dem kleinen Bildschirm zu betrachten.
Etwas besser sieht es mit dem GPRS-Standard (General Packet Radio Service) aus. Diese Vorstufe zum UMTS ist bereits etwas weiter entwickelt und seit der Cebit gibt es auch das eine oder andere Angebot an Geräten. Auch hier werden Multimedia- und Haus-Bus-Anwendungen im Auto und auf dem Handy möglich sein. Erst wenn einer von diesen beiden neuen Standards ernsthaft zur Verfügung steht, werden sich die drei Hauptgerätetypen sinnvoll miteinander kombinieren bzw. ineinander integrieren lassen.
Erleben wir also zukünftig unser Haus nur noch auf dem Bildschirm? Mähen wir den Rasen vom Bett aus und zapfen wir den Kaffee aus der zentralen Versorgungs-Pipeline? Überlassen wir dem Miele-Kochstudio die Auswahl unseres Sonntagsbratens und dessen automatische Anlieferung in unseren Kühlschrank durch den Supermarkt-Internet-Lieferservice?
Ich glaube kaum Haus-Bus-Systeme werden uns die kleinen Alltagsprobleme abnehmen. So wie das technische Entwicklungen schon immer getan haben.
In meiner Kindheit war ich fasziniert von dem Technikbuch Das neue Universum. Das zeigte Mitte der Fünfziger die Visionen vom raketenbetriebenen Auto und vom elektrischen Eierkocher. Das Auto wurde tatsächlich gebaut und steht heute im Museum. Der Eierkocher wurde gebaut und steht heute in vielen Haushalten. Und ich koche meine Eier immer noch auf dem Herd gemeinsam mit der guten alten Eieruhr. Aber die Heizung regele ich mit dem tragbaren Raumthermostaten. So ändern sich die Zeiten. Oder vielleicht doch nicht? Nicht vergessen: Übermorgen jährt sich die Erfindung des Rades zum dreißigtausendsten Mal!
S e i t e n a n f a n g

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Können Sie sich noch an die TV-Werbung von E-on mit Götz George erinnern? Die, wo der private Schimansky seinen Freund auf dem Segelboot die Steuerung seiner Haustechnik vom Handy aus vorführt? Und wo dann die verblüffte Putzfrau vollautomatisch für immer im Wandbett verschwindet? Nein? Schade. Denn das demonstriert eigentlich hervorragend den nutzlosen Teil von Haus-Bus-Systemen.

Etwas einfacher ausgedrückt, ist so ein Haus-Bus-System ein Transportmittel. Ähnlich dem Fahrzeug, das uns Menschen morgens zur Schule oder zur Arbeit transportiert, befördert solch ein System Daten kreuz und quer durchs Haus. Und verknüpft so gleiche und ungleiche Informationen elektrisch gesteuerter Bestandteile eines Hauses miteinander. Diese Bestandteile sind vielfältig und reichen von Abfallsammler wie A bis Z wie Zitronenpresse. Auch wenn nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, welchen Sinn der Datenaustausch solcher Geräte ergeben könnte. Neben vielen Stilblüten (siehe Schimansky bei E-on) haben solche Systeme tatsächlich auch einen sinnvollen, praktischen Nutzen.
Sie bieten Lebenshilfe; Arbeitserleichterung und vor allem Komfort. Und sie sind im Kleinen auch häufig schon vorhanden. So ist die thermostatgesteuerte Heizungsanlage das erste Beispiel für einen bekannten, praktischen Nutzen.
Die Zusammenfassung von Fernseher, Videorecorder, Satelliten-und Stereo-Anlage über eine Fernbedienung das zweite. Und die wind- und lichtgesteuerte Jalousie ein drittes.
Sicherheitsdienstleistungen bieten schließlich Einbruchüberwachung und Präsenzmeldung. Und letztlich ist das Telefon mit integriertem Haustüröffner ebenso ein Beispiel für bereits vorhandene Hausbus-Intelligenz.

Wichtig für die Akzeptanz dieser neuen Techniken ist das Erkennen von persönlichem Nutzen für die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Die Frage Brauch ich das? stellt sich auch hier bei jeder Entscheidung über die Anschaffung und Installation. So gilt häufig der Einbau einer zentral gesteuerten Lichtanlage als praktische Hilfe für den behinderten Menschen. So braucht man sich nicht mühsam durch das ganze Haus zu quälen, um sicherzugehen, dass auch im letzten Kellerraum abends das Licht gelöscht wurde.
Und schon stellt sich die Frage nach der Definition von Behinderung. Auch ein simpler Beinbruch gehört schon in diese Kategorie. Und verändert den Komfortanspruch in nützliche Lebenshilfe. Dazu zählt sicherlich auch die Überwachung älterer oder bettlägriger Familienmitglieder. Ständiges Horchen oder Herumrennen kann schon zu echtem Stress ausarten. Die Haus-Bus-Anlage kann viele nutzlose Wege verhindern und dem betreuten Menschen das Gefühl einer gewissen Selbstständigkeit geben.
Sicher sind die Ritter im Mittelalter auch im Dunklen nur mit Hilfe einer Fackel durch die Burg gekommen. Aber sie haben sich manche Beule dabei geholt. Da ist der Komfort einer Gartenbeleuchtung kaum wegzudiskutieren. Kann man diese auch noch vom Haus aus schalten, ist das ein weiterer Weg in Richtung Haus-Bus-Anlage.

Ob die Überwachung des Kühlschrankinhalts mit Warnhinweisen bei der Rezeptauswahl für das Mittagessen zu den sinnvollen Einsatzbereichen gehört, wage ich zu bezweifeln. Und was nützt mir der direkte Zugriff vom Handy auf den Herd, wenn die Telekom keine Leitung frei hat. Dennoch zeigt VW die fahrbereite Studie eines Passat-Variant, der auf eine Distanz von bis zu hundert Metern mit seiner Garage kommunizieren kann und Daten transportiert, ohne das Telefonnetz zu benutzen. Über weite Entfernungen tauschen sich Haus und Fahrzeug über GPRS aus, das einmal Daten bis zu 170 kBit pro Sekunde übertragen soll (zum Vergleich: ein Handy der letzten Generation schafft gerade mal 9,6 kBit pro Sekunde). Damit kann ich dann von der Autobahn direkten Einfluss auf den Schongang der Waschmaschine nehmen. Aber auch sehen, dass das Bügeleisen brennt und die Feuerwehr rufen. Wenn das der Rauchmelder nicht schon längst selbst gemacht hat.
Übrigens sind die neuen Mobilfunktechnologien nicht ganz unwichtig für die großen Haus-Bus-Lösungen. Denn da muss man viele Daten von ganz weit her nach ganz weit hin transportieren. Und da hat das treue Handy schon seine Schwierigkeiten. Da sind GPRS, UMTS und andere gefragt.

Weithin bekannt ist mittlerweile das Zauberwort UMTS (Universal Mobile Telecomunications System) durch die Milliardenausgaben der Mobilfunk-Unternehmen, die Hans Eichels Kasse füllten. Dieser neue Mobilfunkstandard mit Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 2 Mbyte/sek, wird 30 mal schneller sein als das heutige ISDN. Allein das Wörtchen wird symbolisiert den gegenwärtigen Stand der Einführung, denn mit einer nutzbaren Umsetzung ist nicht innerhalb der nächsten 5 Jahre zu rechnen. Sollte der Standard denn mal funktionieren, können über ihn nicht nur Musik, Filme, Zeitung und Bücher im null Komma nix übertragen werden. Auch die Gartenansicht mit aktueller Schneehöhe ist auf dem kleinen Bildschirm zu betrachten.
Etwas besser sieht es mit dem GPRS-Standard (General Packet Radio Service) aus. Diese Vorstufe zum UMTS ist bereits etwas weiter entwickelt und seit der Cebit gibt es auch das eine oder andere Angebot an Geräten. Auch hier werden Multimedia- und Haus-Bus-Anwendungen im Auto und auf dem Handy möglich sein. Erst wenn einer von diesen beiden neuen Standards ernsthaft zur Verfügung steht, werden sich die drei Hauptgerätetypen sinnvoll miteinander kombinieren bzw. ineinander integrieren lassen.

Erleben wir also zukünftig unser Haus nur noch auf dem Bildschirm? Mähen wir den Rasen vom Bett aus und zapfen wir den Kaffee aus der zentralen Versorgungs-Pipeline? Überlassen wir dem Miele-Kochstudio die Auswahl unseres Sonntagsbratens und dessen automatische Anlieferung in unseren Kühlschrank durch den Supermarkt-Internet-Lieferservice?
Ich glaube kaum Haus-Bus-Systeme werden uns die kleinen Alltagsprobleme abnehmen. So wie das technische Entwicklungen schon immer getan haben.

In meiner Kindheit war ich fasziniert von dem Technikbuch Das neue Universum. Das zeigte Mitte der Fünfziger die Visionen vom raketenbetriebenen Auto und vom elektrischen Eierkocher. Das Auto wurde tatsächlich gebaut und steht heute im Museum. Der Eierkocher wurde gebaut und steht heute in vielen Haushalten. Und ich koche meine Eier immer noch auf dem Herd gemeinsam mit der guten alten Eieruhr. Aber die Heizung regele ich mit dem tragbaren Raumthermostaten. So ändern sich die Zeiten. Oder vielleicht doch nicht? Nicht vergessen: Übermorgen jährt sich die Erfindung des Rades zum dreißigtausendsten Mal!
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