Betroffen sind wir alle als Kind, als alter Mensch, als Kranker oder als traditionell Behinderter. Betroffen macht, dass wir Bäder grundsätzlich immer nur für die gesunden Bundesbürger zwischen 20 und 60 Jahre bauen für maximal die Hälfte unserer Bevölkerung. Wir bauen niemals Bäder, die alte Menschen, Kleinkinder, Mütter mit Säuglingen, selbstversorgende Junggesellen, genesende Gipsbeinträger, Kleinwüchsige oder Riesen gemeinsam benutzen können. Ein Lebensbad und nicht ein Lebensabschnittsbad ist die Lösung. Mit ein paar Fesseln weniger im täglichen Kampf mit der Tücke des Objekts.
Darüber nachzudenken lohnt sich. Doch wollen wir uns heute auf das bisher bekannte Handicap-Feld beschränken. Denn bereits hier hat der Fachhandwerker Probleme, aus den Vorgaben des Kunden, den Gedanken des Planers und dem Angebot der Industrie die richtige Lösung anzubieten. Dabei gibt es in vielen Städten und Gemeinden Selbsthilfegruppen wie zum Beispiel den Berliner Movado e.V. Hier gibt es fachkundige Beratung auch für das Handwerk. Ein paar davon zeigen wir Ihnen hier auf.
Medizinische Forschung und technische Entwicklung haben die Voraussetzungen für gute Lebensmöglichkeiten und eine hohe Lebenserwartung geschaffen. Heute ist über ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland durch Alter oder Behinderung in seiner Mobilität und Sinnesfähigkeit mehr oder weniger eingeschränkt. Um älteren, behinderten und pflegebedürftigen Menschen ihren vertrauten Lebensraum zu erhalten, ist es in den meisten Fällen erforderlich, die Wohnung und das Wohnumfeld durch zusätzliche Hilfsmittel und bauliche Veränderungen den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Bewohner individuell anzupassen. Die Schwerpunktbereiche sind Küche, Schlaf- und Badezimmer. Grundlage für die Erarbeitung der Kriterien zur Beurteilung von Wohnraum für ältere und behinderte Menschen bilden die DIN 18025 Teil 1 und 2. Die Kriterien dienen dazu, eine grobe Vorauswahl hinsichtlich der Zugänglichkeit und Nutzbarkeit für die angesprochenen Personengruppen zu treffen. Natürlich sind die persönlichen Fähigkeiten und Mobilitätseinschränkungen der Wohnungsnutzer für die Gestaltung und Ausstattung ihrer Wohnung entscheidend, so dass Abweichungen von den Kriterien durchaus möglich sind.
Barrierefreies Bauen muss kein teureres Bauen sein! Durch eine optimale Zuordnung von Flächen und Räumen, eine gut durchdachte Auswahl von Objekten und Ausstattungsgegenständen und eine exakte Planung zur Anordnung von Bedienelementen lassen sich Bäder ohne zusätzlichen Flächenbedarf und mit nur unwesentlichem Mehrkostenaufwand barrierefrei gestalten.
Eine der häufigsten Anfragen bei des Berliner Movado e.V. hinsichtlich der Beratung zur Umgestaltung von Badezimmern beinhaltet den Problembereich Wanne/Dusche. Viele gehbehinderte und ältere Menschen können die vorhandene Wanne oder Dusche nicht oder nicht mehr zweckentsprechend nutzen. Der schwellenlose Duschbereich, mit entsprechendem Gefälle ausgeführt, sowie mit rutschhemmenden Fliesen und einer Fussbodenentwässerung versehen, stellt für viele eine ideale Lösung dar. Er bietet bei entsprechender Anordnung auch zusätzlichen Bewegungsraum zum Erreichen der anderen Sanitärobjekte. Die erforderlichen Bewegungsflächen überlagern sich, so dass damit die zur Verfügung stehende Grundfläche des Bades optimal genutzt werden kann
Manfred Eckermeier
DIN18024 und 18025
Grundsätzlich:
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Alle Türen 90 cm lichte Breite |
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Alle Bedienungselemente in 85 cm Höhe, mindestens 50 cm Abstand von Innenwinkeln |
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Küche und Bad möglichst quadratisch (8 - 9 qm) |
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Duschen ebenerdig |
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in Bädern ausreichende Tragfähigkeit der Zimmerdecken, damit später eventuell Halte- und Stützvorrichtungen angebracht werden können |
Handicap-Badgrössen
Die Zimmergrössen werden durch die Grundausstattung und die Bewegungsflächen bestimmt. Entscheidend sind Länge und Breite (Mindestmasse) der Zimmer - die Quadratmeter spielen nur eine untergeordnete Rolle. Ausstattung seniorengerecht rollstuhlgerecht
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Badezimmer mit WC und Handwaschbecken (HWB) |
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seniorengerecht 175 cm x 190 cm (3,3 m²) |
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rollstuhlgerecht 205 cm x 220 cm (4,5 m²) |
mit Dusche, WC, HWB
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seniorengerecht 190 cm x 210 cm (4,0 m²) |
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rollstuhlgerecht 220 cm x 240 cm (5,3 m²) |
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mit Wanne, WC, HWB |
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seniorengerecht 260 cm x 280 cm (7,3 m²) |
290 cm x 280 cm (8,1 m²)
mit Waschmaschine, Dusche, WC, HWB
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seniorengerecht 250 cm x 210 cm (5,2 m²) |
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rollstuhlgerecht 280 cm x 240 cm (6,7 m²) |
oder
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seniorengerecht 190 cm x 270 cm (5,1 m²) |
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rollstuhlgerecht 220 cm x 300 cm (6,6 m²) |
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mit Waschmaschine, Wanne, WC, HWB |
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seniorengerecht 320 cm x 280 cm (9,0 m²) |
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rollstuhlgerecht 350 cm x 280 cm (9,8 m²) |
oder
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seniorengerecht 260 cm x 340 cm (8,8 m²) |
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rollstuhlgerecht 290 cm x 340 cm (9,9 m²) |
Literatur
WOHNKONZEPTE FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN
Grundlagen und Planungshilfen
Landesinstitut für Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen (LB)
Theaterplatz 14
52062 Aachen
Arbeitsblätter "Bauen und Wohnen für Behinderte", Nr. 2,
BARRIEREFREIE WOHNUNGEN
Bayerisches Staatsministerium des Inneren
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Oberste Baubehörde |
Franz-Josef-Strauß-Ring
480039 München
EMPFEHLUNGEN ZUM BARRIEREFREIEN BAUEN FÜR DIE GESCHÄFTSWELT
MOVADO e.V.
Langhansstraße 64
13086 Berlin