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Industrie fürchtet den Ölcrash
Preis kletterte auf Rekordmarke von 60 Dollar - Engpässe in den Raffinerien

Foto: dpa

New York -Der Ölpreis hat auf seinem rasanten Höhenflug die Rekordmarke von 60 Dollar erreicht. Als Hauptursache für den jüngsten Anstieg gilt die drastisch zunehmende Nachfrage der beiden weltgrößten Öl-Verbraucher USA und China. Zudem gibt es vor Beginn der Winter-Heizsaison in den Industrieländern Befürchtungen vor erheblichen Engpässen bei der Öl-Verarbeitung in den Raffinerien.

Seit Jahresbeginn sind die Ölpreise um knapp 40 Prozent gestiegen. Am Freitagmittag lag der Preis für ein Barrel US-Leichtöl zur Lieferung im August bei 59,93 Dollar, nachdem er zuvor zeitweise 60 Dollar überschritten hatte - das höchste Niveau seit Einführung der Öl-Futures an der New Yorker Börse vor 22 Jahren. In den Industrieländern treibt der hohe Ölpreis die Lebenshaltungskosten und bedroht die Konjunktur. Zudem wird befürchtet, daß der hohe Ölpreis die Unternehmensgewinne aufzehrt.

Foto: dpa

Die Gewinner
Kurz- und mittelfristig profitieren vor allem die Förderländer von den hohen Preisen. Öl wird in US-Dollar bezahlt und obwohl die US-Währung in den letzten Jahren erheblich an Wert eingebüßt hat, wird ihr Kaufkraftverlust durch die hohen Preise mehr als kompensiert. Weltweit laufen die Pumpen auf Hochtouren. Lediglich Saudi Arabien und die Vereinigten Emirate können den Ölhahn noch etwas weiter aufdrehen, um die hohe Nachfrage zu befriedigen. Vor allem die Ölexportländer im Nahen Osten verwenden die gestiegenen Erlöse aus dem Ölgeschäft, um ihre Volkswirtschaften zu modernisieren. Angesichts des Bevölkerungswachstums brauchen diese Staaten viele neue Jobs.

Doch die Förderländer müssen sich trotz der hohen Preise den Profit mit vielen teilen. EU-Energiekommissar Andris Piebalgs sagte jüngst: "Die Gewinner eines hohen Preises sind mehr die Spekulanten als die Produzenten." Denn diese haben auf Dauer kein Interesse daran, daß die Weltwirtschaft lahmt, teures Erdöl durch andere Rohstoffe ersetzt und die Ausbeutung anderer Energiequellen wirtschaftlicher wird. Piebalgs Vermutung wird untermauert durch eine Untersuchung der US-Regulierungsbehörde für den Futuremarkt, auf dem virtuelles Öl gehandelt wird. Danach hat die Zahl der Kontrakte auf den Ölmärkten von Ende 2003 bis März 2005 um 60 Prozent zugenommen. Spekulanten, die auf langfristig steigende Preise gewettet haben, streichen satte Gewinne ein. Auch den Mineralölgesellschaften beschert der Boom satte Gewinne. Der US-Branchenführer Exxon-Mobil wies für 2004 einen Rekordgewinn von 25,3 Mrd. Dollar aus - 18 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Verlierer
Unter den hohen Ölpreisen leiden besonders die ärmsten Länder der Erde. Sie sind bei der Entwicklung ihrer Länder auf billiges Erdöl oder Gas angewiesen und haben in der Regel nur sehr geringe Deviseneinnahmen, um Energie auf dem Weltmarkt einzukaufen. Aber auch in den hoch entwickelten Industriestaaten wird der hohe Ölpreis immer mehr zur Wachstumsbremse und gefährdet damit unzählige Arbeitsplätze.

Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur dürfte bei einem dauerhaften Anstieg der Ölpreise um zehn US-Dollar pro Barrel (159 Liter) das Wachstum um ein Prozent niedriger und die Inflation um eineinhalb Prozentpunkte höher ausfallen. Noch ist der Ölpreis preisbereinigt aber rund 20 US-Dollar vom Stand vor einem Vierteljahrhundert entfernt. Knapp 80 US-Dollar mußten 1981 für ein Barrel Öl bezahlt werden.

Die Alternativen
Seit Jahren schon forschen Automobilindustrie und Energiekonzerne nach Alternativen, um sich von der Abhängigkeit des Erdöls zu lösen. Bisher allerdings kommen beide Branchen trotz aussichtsreicher Alternativen nicht um das schwarze Gold herum. Denn alle Ausweichmöglichkeiten brauchen noch Zeit, um für die Massenanwendung tauglich zu werden.

Deutschlands Energieversorger Eon, RWE, Vattenfall oder auch die EnBW plädieren dabei derzeit vor allem für einen besseren Energiemix - sprich eine längere Nutzung der Kernenergie, die im Inland rund 30 Prozent zur Versorgung beiträgt, in Frankreich aber knapp 80 Prozent. Zwar könnte auch die Kohle stärker zur Verstromung herangezogen werden, doch würden der CO2-Schadstoffausstoß deutlich ansteigen. Eine vielversprechende Zukunftstechnik, an der geforscht wird, ist die Kernfusion. Dabei werden durch die Verschmelzung von Wasserstoff und Helium (dieser Prozeß findet in der Sonne statt) große Energiemengen freigesetzt, die schadstoffrei sind. Gearbeitet wird auch am Einsatz von Brennstoffzellen. Erste kommerzielle Brennstoffzellen auf Wasserstoffbasis werden derzeit in den Markt für Heim-, Büro- und Industriegebrauch eingeführt.

Auch die Autoindustrie sieht in der Wasserstoff-Brennstoffzelle großes Potential. Bis es soweit ist, setzen BMW, Daimler-Chrysler oder VW verstärkt auf eine weitere Senkung des Verbrauchs. Im Trend liegt derzeit vor allem der Hybrid-Motor bei dem das Auto mit Benzin und Strom angetrieben wird. Dieser Motor lohnt sich vor allem im Stadtverkehr, denn die Batterie lädt sich durch Bremsen auf.

Parallel dazu arbeiten die Hersteller gemeinsam mit Ölkonzernen an der Entwicklung von alternativen Treibstoffen, so etwa Biodiesel aus Raps, Biomasse etwa aus Holzabfällen und Bioethanol, das aus Zuckerrüben und Getreide gewonnen wird. (Quelle: eag./Da. www.morgenpost.de)


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