Artenvielfalt in der Stadt
Abwechslungsreiche Stadtnatur
Im Garten mehr entdecken: Gehölze und Stauden, die Insekten Nahrung bieten, tragen dazu bei, dass sich mehr Tiere im Garten wohlfühlen und die Artenvielfalt größer wird. Foto: PdM.
In manchen Städten ist die Artenvielfalt überraschend hoch. Sogar Wildschweine und Waschbären werden immer häufiger in Städten gesichtet. Weniger spektakulär, dafür umso erfreulicher sind die relativ hohen Zahlen kleinerer Wildtiere, die in Städten leben und dort gern gesehen sind. In einem Garten in der englischen Stadt Leicester dokumentierte die Besitzerin Jennifer Owen 30 Jahre lang akribisch, welche Tier- und Pflanzenarten sie in ihrem Garten fand. Sie veröffentlichte ihre Ergebnisse in dem Buch Wildlife of a Garden: A Thirty-Year Study". Die Naturwissenschaftlerin kam auf die beeindruckende Zahl von über 470 Pflanzenarten, rund 2.000 Insektenarten, 138 wirbellosen Tieren wie Würmern und Tausendfüßlern sowie 64 Wirbeltierarten, darunter rund 50 Vogelarten - erstaunliche Zahlen für einen Hausgarten in einer Großstadt.
Große Flächen verhindern Vielfalt
Man muss nicht unbedingt aufs Land fahren, um Kindern die Natur nahezubringen oder sich selbst über eine abwechslungsreiche Pflanzen- und Tierwelt zu freuen. Ganz im Gegenteil, denn die Intensivierung in der Landwirtschaft hin zu möglichst großen, zusammenhängenden Äckern und zum großflächigen Pflanzenanbau hat in einigen Regionen zu starken Veränderungen im Landschaftsbild geführt. Doch nicht nur die Schönheit und Vielfalt einer Landschaft und damit der Erholungswert leidet unter einer solchen Entwicklung, auch für Tiere hat diese Veränderung Nachteile. Wenn der Anbau bestimmter Nutzpflanzen in einem Gebiet sehr stark zunimmt, verringert sich damit auch die Artenvielfalt, weil es weniger Tiere gibt, die an dieses spezielle Umfeld und die dort vorkommenden Pflanzen angepasst sind. So lassen sich in Städten mancherorts wegen der vielen unterschiedlichen Lebensräume mehr verschiedene Pflanzen- und Tierarten finden als in der freien Landschaft.
Wertvolle Windschutzgehölze
Wie dramatisch die Veränderungen in der Agrarlandschaft sind, zeigen zum Beispiel Staubstürme, wenn große Flächen nicht ausreichend mit Pflanzen bewachsen sind und der kahle Boden offen liegt. Fehlen in einer solchen Landschaft Hecken, kann es insbesondere in längeren Trockenphasen zu gefährlichen Sandstürmen kommen, die im Extremfall sogar Autofahrern die Sicht nehmen. Bäume und Sträucher am Rande von Äckern oder an Straßen bewirken, dass wertvoller Boden nicht so stark dem Wind ausgesetzt ist und somit nicht großflächig weggeweht wird. Hecken als Windbrecher schützen aber nicht nur den Menschen und bereichern das Landschaftsbild, sie sind auch ein wertvoller Lebensraum für Vögel und andere Tiere, denn sie bieten ihnen Schutz, Nahrung und Nistmöglichkeiten.
Die Felsenbirne- ein schönes Blüten- und Fruchtgehölz, das auch für Tiere wertvoll ist. Foto: PdM.
Viele verschiedene Lebensräume
Hecken und andere Gehölzpflanzungen tragen dazu bei, dass die Artenvielfalt auch in Städten oft überraschend groß ist. In Städten werden Bäume und Sträucher zwar häufig mit dem Ziel gepflanzt, das Umfeld von Gebäuden zu verschönern und aufzuwerten, doch dies ist zugleich für Vögel und andere kleine Tiere in der Stadt nützlich. Die Vielfalt der Lebensbereiche - zum Beispiel unbebaute Grundstücke, alte Industrieflächen, Gründächer, Straßenbäume, Friedhöfe, Parkanlagen und private Gärten - lässt uns auch in der Stadt viel Natur erleben. Immer mehr Imker nutzen deshalb sogar mittlerweile Standorte in der Stadt als Nahrungsquelle für ihre Bienen. In Düsseldorf und Berlin gibt es Bienenvölker auf den Dächern von Museen, in Paris wurden auf dem Dach eines Opernhauses Bienenstöcke aufgestellt, und sowohl auf Hochhausdächern in New York als auch in der Metropole Hongkong leben Bienenvölker. Bienen sind die idealen Nutztiere für Städter, denn sie benötigen nicht viel Platz, sie müssen nicht jeden Tag betreut werden und ihre Nahrung finden sie selber unter anderem in den Parks und Gärten der Stadt. Mit einem abwechslungsreich und tierfreundlich bepflanzten Garten kann auch jeder Einzelne einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten und bereichert gleichzeitig sein eigenes Umfeld.
Tag der Artenvielfalt:
So bieten Gärten Tieren Schutz und Nahrung
Am 16. Juni findet der von der Zeitschrift GEO 1999 ins Leben gerufene Tag der Artenvielfalt" statt. Experten und Laien dokumentieren dann innerhalb von 24 Stunden in einem festgelegten Gebiet die dort vorkommenden Tier- und Pflanzenarten. Diese Art Naturinventur wird von vielen Aktionen in der Woche vor und nach dem Tag der Artenvielfalt begleitet. Dies ist eine gute Gelegenheit, um auch im eigenen Garten einmal ganz bewusst darauf zu achten, wie groß dort der Reichtum an verschiedenen Pflanzen und Tieren ist. Man kann diesen Termin natürlich auch zum Anlass nehmen, aktiv zur Pflanzenvielfalt beizutragen und Gehölze oder Stauden zu pflanzen, die den heimischen Tieren Schutz und Nahrung bieten.
Der Sanddorn bietet Vögeln Schutz und Nahrung. Zur Blütezeit ist er auch eine Bienenweide. Foto: PdM.
Pflanzen für Tiere
Beerentragende Gehölze wie die Eberesche (Sorbus), Weißdorn (Crataegus), Efeu, der Gemeine Wacholder (Juniperus communis) und der Gemeine Schneeball (Viburnum opulus) tragen Früchte, die für die hier überwinternden Vögel wichtig sind. Andere Pflanzen sind zum Beispiel als Bienenweide wertvoll, unter anderem die Kornelkirsche (Cornus mas), die schon sehr früh blüht, Weiden, der Schwarze Holunder (Sambucus nigra), Sanddorn (Hippophae rhamnoides), die Felsenbirne (Amelanchier), ungefüllte Rosen und alle Obstbäume. Damit Pflanzen den Tieren auch in der kalten Jahreszeit Schutz und Nahrung bieten, sollte man Gehölze und Stauden möglichst erst nach dem Winter zurückschneiden. Auch sonst ist es besser, keine übertriebene Ordnung im Garten walten zu lassen, beispielsweise können Tiere in Laub- und Reisighaufen überwintern. So trägt die bewusste Pflanzenauswahl und -pflege dazu bei, dass sich viel mehr Tiere im Garten wohlfühlen und die Artenvielfalt auch im eigenen Umfeld vielfältiger wird.
Quelle: PdM
Weitere Informationen: www.colour-your-life.de ; www.geo-artenvielfalt.de